Selchow

Szelichow (1337), Selchow, Dürrenselchow, Zelichów (1945)

Das Dorf, das 1337 „Szelichow“ im Landbuch der Neumark erstmals schriftlich erwähnt wurde, war in der ovalen Form eines mittelalterlichen Angerdorfes angelegt worden. Diese Form ist heute noch leicht erkennbar am Verlauf der Straßen vor der Kirche. Bis 1448 gehörte es verschiedenen Adelsfamilien: Henning von Jagow, denen von Plötze, von Fiddichow und den Rittern von Gütebiese. 1460 wurde es von Kurfürst Friedrich II. an den Johanniter-Herrenmeister Liborius von Schlieben verkauft, und 1466 an den Johanniterorden, zusammen mit Grüneberg, Güstebiese und Zäckerick. Es wurde ein Vorwerk (Gutshof) angelegt, das im Lauf der Zeit viel Bauernland einzog.

Im 14. Jh. gehörte Selchow zusammen mit Groß Wubiser zu den sogenannten „Ketzerdörfern“ der Waldenser. 1336 wurden nach einem Inquisitionsprozess 14 Menschen als „Ketzer“ auf dem Markt von Angermünde verbannt.

In der Hufenklassifikation von 1718 werden 8 Bauern genannt (mit 2 bis 4 Hufen) und 9 Kossäten (mit je 1 Hufe). Die Landwirtschaft wie folgt beschrieben:

Der Acker, in 3 Felder geteilt, ist zur Hälfte sandig und steinig. Weide und Viehzucht schlecht. Einige Bienenstöcke. Eine Witfrau verschänkt 50 Tonnen Bier vom Amt. Ein Schneider im Dorf, gibt 4 Taler an das Amt. 1714: mittelmäßiger Acker, aber kein Wiesenwachs.

Hufenklassifikation der Neumark von 1718

Gegen Ende des 18. Jh. begann das Vorwerk, sich auf die Schafzucht zu spezialisieren und besaß um die 1000 Schafe. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts bestand das Dorf in seinem alten Teil aus Bauernhöfen, die in ovaler Form um die Kirche herum gruppiert waren, und einem riesigen, immer weiter wachsenden geometrischen Gutskomplex, an deren südlicher Zufahrt eine kleine Siedlung für die Gutsarbeiter entstanden war. Später entstand noch eine kleine Siedlerkolonie neben dem Dorf. Auf einer Karte von 1663 sieht man bereits so etwas wie zwei Schwesterdörfer: „Hohen Selchow“ und „Dürrenselchow“. In den Akten des Johanniter-Ordensamtes (BHLA Rep. 98 9B Johanniter Seelenabellen) wird das Dorf aber stets nur als „Selchow“ geführt. Vermutlich hieß der Gutsbetrieb „Dürrenselchow“, er war ja fast größer als das ursprüngliche Dorf. Heute sind davon nur noch das Gutshaus und das ehemalige Getreidelager einigermaßen erhalten. Im 19. und 20. Jh. hat sich der Name „Dürrenselchow“ wohl für das ganz Dorf durchgesetzt.

Die Kirche stammt aus dem 13. Jahrhundert, gebaut aus Granitblöcken, ein Holzturm und eine Steinmauer um den Kirchhof kam später dazu. Im 19. Jahrhundert entstand ein neuer Friedhof an der Südseite des Dorfes. Die Grabsteine wurden nach dem 2. Weltkrieg alle zerstört.

Es existiert noch eine Abschrift eines Kirchenbuchs von Grüneberg-Dürrenselchow (ca. 1650-1816, einsehbar auf archion.de), in dem der Familienname Moritz sehr häufig auftritt. In der Hufenklassifikation von 1718 wird allerdings nur ein Kossät Christian Moritz genannt. Da nur die Untertanen mit Land (Hufen) besteuert wurde, sind die anderen, die kein eigenes Land besaßen, sondern vielleicht Gutsarbeiter, Schäfer oder ähnliches waren, in der Hufenklassifikation gar nicht erwähnt.

In der Hufenklassifikation von 1718 wird auch ein Christian Moritz, Kossät (1718), erwähnt. Es dauerte allerdings nicht lange, bis die Familie dieses Kossäten zu einer größeren Sippe in Selchow herangewachsen war, von denen einige Nachkommen sogar in größere Bauernhöfe eingeheiratet hatten.

Ein kleiner Auszug aus den Seelentabellen der Johanniter (s.o.) aus dem Jahre 1777 mag das verdeutlichen:

  • Christian Moritz, Bauer, 1 große Tochter, 3 Söhne unter 10, 2 Knechte, 1 Magd.
  • Hans Moritz, Bauer, 2 Töchter unter 10, 1 Knecht
  • Martin Moritz, Cossäth, 2 Söhne, 1 Tochter unter 10
  • Jürgen Moritz, Cossäth, 3 Töchter unter 10

1781 Fünf Familien Moritz leben in Selchow.

1799 Johann Martin Moritz, Sohn des Dienstknechts Martin Moritz (mein Ahnherr), wird in Alt Rüdnitz geboren

1813 Daniel Moritz aus Selchow, Gemeiner, 24 Jahre, fällt im Krieg gegen Napoleon

1815 Martin Moritz aus Selchow heiratet als „3ter Sohn des gewesenen Hausmanns Martin Moritz zu Selchow“ die Jungfrau Maria Köppen, „des gewesenen Freimanns Johann Köppen jüngster Tochter“. Die Nachkommen dieser Familie lebten noch bis 1945 in Zäckerick (die Zäckericker Moritze).

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.