dtkv-Leserbrief an die „Welt“

Montag, 2. September 2013 von Tom R. Schulz.
Mit Freude beobachtet der Deutsche Tonkünstlerverband
Hamburg, Berufsverband für alle Musikerberufe die mediale Resonanz, speziell in „Die Welt“ auf TONALI, eine Einrichtung und Initiative, die ihresgleichen an Kreativität, Innovation und Nachhaltigkeit sucht. Daher ist die Freude groß, wenn so fundiert und ambitioniert über diesen Wettbewerb berichtet wird:“Auch deshalb gibt es diesen Wettbewerb, weil beunruhigend ungewiss ist, ob es so etwas morgen noch geben wird: Klassiker, ja, klassische Musik überhaupt“
Wie kann es dann passieren, dass im selben Artikel etwas weiter oben zu lesen ist, dass und wie junge Pianisten heutzutage und übrigens schon immer übten, und dann daraus das folgende Resümee gezogen wird:
„So rigoros muss sein junges Pianistenleben wohl führen, wer nicht als Klavierlehrerin oder Korrepetitor enden will.“
Heißt „enden“ in diesem Falle scheitern?
Hier möchte ich als Vorsitzende eines Berufsverbands, der vor allem die Interessen der Musikpädagogen und musizierenden Künstler vertritt zumindest erklärend eingreifen:
  • „so rigoros“ führt jeder junge Klavierstudent sein Leben, unabhängig vom späteren beruflichen Erfolg, den Niemand garantieren kann.
  • Die Fachjury bestand aus hochkarätigen Pianistenkollegen und Kolleginnen, und Achtung, alles jene Klavierpädagogen (Fachterminologie für „Klavierlehrer“), die an den deutschen Musikhochschulen Professuren innehaben und dafür sorgen, dass junge Menschen wie die Tonali-Gewinnerin des diesjährigen Wettbewerbs so gut und überzeugend spielen, wie Elisabeth Brauß, die vor 3-12 Jahren wahrscheinlich hervorragenden Privat- oder Musikschulunterricht im Fach Klavier bei einer /einem hochmotivierten topp-ausgebildeten Diplommusikerzieher/in im Fach Klavier (weitere Fachterminologie für „Klavierlehrer“) genießen konnte, denn das ist der normale Weg, den junge Pianistinnen wie sie durchlaufen.
  • Wer, wenn nicht der „Klavierlehrer“ und alle seine Instrumentalkollegen garantiert, dass es weiter „Klassiker“ geben wird, weil Kinder weiterhin Instrumentalunterricht erhalten werden, und zwar bei Kolleginnen und Kollegen, die ihren Beruf lieben und früher und oftmals heute noch selber Stunden des Tages mit großer Leidenschaft üben?
  • Was wären die staatlichen Opernhäuser und Orchester ohne Korrepetitoren, die nicht nur virtuos Klavier spielen können, sondern auch exzellente Musiker sind, oftmals hochkarätig ausgebildete Dirigenten, und die ihren vielseitigen Beruf meistens mit großer Leidenschaft und großem Stolz ausführen?
Resümee: Klavierpädagogische und korrepetitorische Inhalte bestimmen das Berufsbild des qualifizierten Pianisten. Und das ist auch gut so und sollte nicht als „Ende“ diffamiert werden!
Friederike Haufe, 1. Vorsitzende des Hamburger DTKV, Vorsitzende der Länderkonferenz des Bundes-DTKV, Konzertpianistin, Klavierpädagogin, Coach für Musiker

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