Wrechow liegt direkt an der Landstraße von Zehden nach Königsberg/Nm. auf einer kleinen Anhöhe. Man hat von dort einen schönen Blick über die hügelige Landschaft mit ihren Senken, Wäldchen und Seen.
Die Gegend war schon „lange vor der Zeitrechnung besiedelt“ (Heimatkreis Königsberg, 1997). 1311 wird die slawische Siedlung „Wrech“ erstmals in einer Besitzurkunde erwähnt und 1337 wird „Wregh“ im Neumärkischen Landbuch mit 64 H. als Besitz des Henning von Jagow angegeben. Es wurde als Straßen-Angerdorf neu errichtet und mit deutschen Bauern besiedelt. Gegen Ende des 13. Jh. wird eine wuchtige gotische Kirche mit Friedhof mitten auf dem breiten Dorfanger gebaut. Sie ist die Mutterkirche für Zachow und Altenkirchen und hat eine große Glocke aus dem 14. und eine kleine aus dem 16. Jh.
1466: nach mehreren Besitzerwechseln und Teilungen durch gleichzeitige Besitzer erwirbt der Johanniter-Ordensmeister Liborius von Schlieben etwa ein Viertel des Dorfes, das sind 16 Hufen. An diesen 16 H. halten die Johanniter bis zur Auflösung des Ordensamtes im Jahre 1811 eisern fest. Die übrigen 3 Viertel gehen nach und nach in den Besitz des Königlichen Domänenamts Zehden über.
1630 verkauft Sigmund von der Marwitz sein Rittergut an den Johanniterorden (BLHA, 9B Johanniterorden 878).
Aus den drei Dörfern existieren KB-Abschriften, die mit Lücken von 1699 bis etwa 1875 reichen und unter archion einsehbar sind. Beispiele zu Moritz & Co.:
- 1700 stirbt Marie Moritz, geb. Malchen, die Ehefrau des Meiers Michel Moritz.
- 1705 läßt ein Michel Moritz sein Söhnlein Christian taufen. Als Taufpate erscheint Andreas Moritz, ein Braukrüger aus Küstrin. Ob dieser Michel Moritz mit dem Meier Michel Moritz identisch ist, lässt sich nicht beweisen, weil in der KB-Abschrift die Aufzeichnungen über Eheschließungen vor 1824 fehlen.
1718 sind in der Hufenklassifikation 10 Bauern mit je 4 H. und 5 Kossäten mit je 1 H. angeben. 6 Bauern gehören zum Amt Zehden und 4 Bauern zum Johanniter-Ordensamt. Doch welche Bauern und Kossäten zu welcher Herrschaft gehören, ist hier nicht vermerkt.
Die Bauern heißen Weinberg, Krüger, Grentze, Hochschildt, Meckelburg, Gerwien, Ziethen, Köppe, Pasche, Krüger und die Kossäten heißen Metz, Hagen, Hering, Tharun und Weinberg. Die Bauern hatten je 4 Pferde, 4 Ochsen, 8 Rinder, 8 Schweine, 5 Gänse, und die Kossäten je 2 Ochsen, 2 Rinder, 4 Schafe, 3 Schweine und 2 Gänse. Die Schafe werden gemeinschaftlich von den Schäfern, Schäferknechten und Schafmeistern betreut. Der Boden in Wrechow ist ähnlich schwierig wie in den anderen Höhendörfern:
Weide und Viehzucht schlecht. […] Holz wird von jedem für 2 Tl. gekauft. Einige Bienenstöcke. Der Krüger verschänkt 60 T. Bier vom Amt Zehden. Ein Leinweber, mit eigenem Haus.
Schwartz, 1927
Die Formulierung „mit eigenem Haus“ verrät, dass der Leinweber wohl ein Neubüdner war. Im KB wird er „Garnweber“ genannt und heißt Gabriel Unrath. Da dieser Name zuvor in keinem Nachbardorf aufgetreten ist, kann es sich hier tatsächlich um einen neu zugezogenen Kolonisten handeln.
1734 läßt das Königliche Domänenamt Zehden die Gehöfte seiner Untertanen untersuchen: die Namen der Bauern haben sich gegenüber 1718 schon ein wenig geändert. So heißen die 6 Zehdener Amtsbauern: Regenberg (2mal), Gerwin (2mal), Schulte und Hoffschultz und die 6 Kossäten sind Blümke, Hagen, Liebenow, Matz, Tahrun und Quitsching.
Bei den Kossäten ist Weinberg von 1718 verschwunden, dagegen sind Blümke, Liebenow und Quitsching (in anderern Dörfern auch „Quitsch“ geschrieben) neu.
Das Domänenamt Zehden bewirtschaftete in Wrechow einen seiner 3 großen Vorwerke, die auch „Meierhöfe“ genannt wurden. Die anderen beiden Meierhöfe befanden sich in Zachow und in Zehden selbst.
„Ein jeder der Ordens=Unterthanen besitzt 4 Hufen Acker, welcher von den Grünebergschen und Selchowschen wenig unterschieden ist. Sie dienen beim Ordens=Amte, gleich den Unterthanen zu Grüneberg und Selchow, und bezahlen auch außer dem Zehent von ihrer Viehzucht, ein gewisses Hausgeld. Auch sind sie schuldig ihre Kinder zum Amts=Zwangdienste gegen das Kreis=übliche Gesindelohn herzugeben. Uebrigens sind dieselben der Amts=Jurisdiction unterworfen, und Besitzer des Eigenthums ihrer Höfe.“
Schmidt, Johann Wilhelm: Preußisch-Brandenburgische Mißzellen. Jahrgang 1804. Erster Band. Erstes und zweites Quartal. Berlin, 1804. Abrufbar unter https://digital.martin-opitz-bibliothek.de/resolver/0199008-1-1804
Um herauszufinden, welche Bauern und Kossäten dem Königlichen Domänenamt Zehden gehörten und welche dem Ordenamt der Johanniter, muss man die Seelenlisten der Johanniter befragen, denn die KB-Abschriften geben darüber keine Auskunft. 1776 heißen die 4 Ordensbauern der Johanniter Engel, Zumke, Krüger und Pasche (BLHA, Rep 9B 4469), außerdem zählen die Johanniter einen „Freimann“ und 4 „Hausleute“ zu ihren Untertanen.
1819 entsteht aus dem Vorwerk ein Pacht-Gutshof mit 100 Hektar, der durch mehrere Hände geht.
1925 leben in Wrechow im Dorf 241 und auf dem Gutshof 121 Menschen. Im Dorf gibt es ein Kriegerdenkmal, eine Poststation und ein Standesamt. Die nächste Bahnstation ist Klemzow. Ausserdem gibt es zusätzliche Siedlungsplätze mit den Namen Idashof, Pappelhorst und Ziegelei.